Anfang dieser Woche war in Augsburg eine Delegation der Zaptistas zu Gast. Die Compas sind Teil einer Großen Gruppe, welche derzeit durch Europa reist, um es von links-unten kennenzulernen. Hier haben sie Projekte und Orte besucht und unter anderem zu einem offenen Austausch eingeladen.

Dieser Einladung folgten an zwei Abenden jeweils rund 50 Aktivist*innen unterschiedlichster Gruppen und politischer Strömungen. Schön, dass auch hier wieder ein übergreifendes Interesse und eine große Kooperationsbereitschaft in unserer Szene vorlag! Am Mittwochabend wurde die Veranstaltung dann am Klimacamp noch musikalisch begleitet und an beiden Tagen kochten die Knoblauchfahnen für alle groß auf.

Wir freuen uns sehr, so zwei schöne Abende mit der Delegation verbracht zu haben und ihrer Geschichte lauschen zu dürfen:

Sie erzählten dabei von den Anfängen der Bewegung, wie, gedrungen durch die Unterdrückung des Mexikanischen Staates und des Kapitalismus, eine Handvoll Menschen beschlossen, dass es reicht. Wie hierbei der Funke der Hoffnung und die Utopie der Autonomie von einer zur anderen Person übertragen wurde. Eine Person hat eine weitere motiviert, diese dann wieder eine weitere, so dass aus 6 Compas schließlich Zehntausende wurden… Sie haben davon erzählt, wie sich die Einsicht in die Notwendigkeit zum militanten Widerstand gegen die Mexikanische Zentralregierung  entwickelte. Von der schrecklichen und blutigen Zeit, die darauf folgte, in welcher sie unzählige treue und liebe Genoss*innen verloren. Aber auch davon, wie sie schließlich ihre weitgehende Autonomie erkämpfen konnten. Die Guerilla wandelte sich in der Folge und baute schließlich selbstverwaltete und basisdemokratische soziale Strukturen in den Chiapas auf. So wurde der Bogen zur Gegenwart gespannt und ausgeführt, wie sich die Zapatist*innen heute organisieren und leben. Es war äußerst interessant zu hören, welche Strukturen sie errichten konnten und wie sie der „schlechten Regierung“ in Ciudad de México somit zeigen, wie eine gute, den freien Menschen dienende gesellschaftliche Organisationsform aussehen könnte. Bemerkenswerterweise klang hier aber auch viel Selbstkritik durch. Auch wollen sie nicht von der Hand weisen, dass sie nicht immer perfekt vorgehen, dass sie Fehler machen und sich selber hinterfragen. Auch die Zapatist*innen scheinen immer weiter auf der Suche zu sein, sie schreiten immer noch fragend voran…

Und deshalb gibt es auch in den Chiapas fortwährend Bewegung. So wurde erzählt, wie auch innerhalb dieser Zusammenhänge Frauen* um ihre Rechte und Räume kämpfen mussten. Gerade was die Beteiligung in den Verwaltungen und Räten angeht, musste sich über Widerstände hinweggesetzt und Rollenbilder aufgebrochen werden. Mittlerweile gibt es aber in der Politik eine 50% Quote! Und die Männer müssen dann eben nun mal den Haushalt führen und die Kinder versorgen, wenn die Frauen beraten und debattieren…

Alles in allem waren es schöne, inspirierende und spannende Abende! Trotzdem bleiben noch soo viele Fragen offen… Wenn es euch da ähnlich geht, könnt ihr euch unter https://www.ya-basta-netz.org/ über die Reise und z.B. unter http://enlacezapatista.ezln.org.mx/ oder https://www.anarchismus.at/ueber-den-tellerrand-blicken/zapatismus-ezln über den Zapatismus informieren!

Ein riesiges Dankeschön geht an dieser Stelle noch an das lokale Organisationsplenum raus, welches monatelang an der Vorbereitung und nun an der Durchführung des Besuchs gearbeitet hat! Ohne euch wäre hier eine große Chance verpasst worden!

Por un mundo donde quepan muchos mundos!

Für eine Welt, in die viele Welten passen!